Keith Jarrett – Köln Concert

Keith Jarrett hatte Anfang der 70er Jahre damit angefangen, Solo-Improvisations-Konzerte in aller Welt zu geben. Zwischen 1971 und 1975 waren es über 50. 1973 kam bereits ein Soloalbum heraus, „Solo Concerts Bremen/Lausanne“. Bis heute sind 13 solcher Solo-Alben erschienen. Am 24. Januar 1975 war das Konzert in Köln geplant. Die Langspielplatte wurde noch im selben Jahr veröffentlicht. Mit über 3,5 Millionen verkauften Exemplaren ist sie das meistverkaufte Jazz-Solo-Album und nach „Kind of Blue“ von Miles Davis das meistverkaufte Jazzalbum überhaupt. Das Seltsame am Erfolg dieser Aufnahme ist, dass die Begleitumstände geradezu schrecklich waren, so schlimm, dass das Konzert fast nicht aufgenommen worden wäre.

Jarrett war mit ECM-Produzent Manfred Eicher nach einer schlaflosen Nacht im Hotel mehrere Stunden mit dem Auto unterwegs, angereist aus Lausanne. Er kam völlig übermüdet in Köln an. Nach der Ankunft stellte sich dann heraus, dass das nur die kleinen Probleme waren. Wirklich ernst war, dass der für das Konzert avisierte große Bösendorfer-Konzertflügel versehentlich per LKW abtransportiert worden war. Die Arbeiter hatten stattdessen einen Bösendorfer-Stutzflügel auf die Bühne gestellt, der normalerweise nur für Proben verwendet wurde. Ein wenig verstimmt, viel zu klein. Jarrett sagte später dem Musikjournalisten Don Heckman in einem Interview, er habe wie ein modifiziertes elektrisches Cembalo geklungen. Manfred Eicher und Keith Jarrett wollten schon den Abbau der Anlage für die Konzertaufnahme veranlassen, entschieden sich aber dann doch dafür, das Konzert aufzunehmen, sozusagen für private Zwecke und ganz sicher nicht für die Veröffentlichung gedacht.

Was dann passierte, kann man wohl nicht erklären, auch wenn es schon viele versucht haben. Getragen von der Spannung, dieses Instrument „bezwingen“ zu müssen, aber auch getragen von der vom Kölner Publikum erzeugten positiven Atmosphäre, die Keith Jarrett empfand, entstand ein Meilenstein der Jazz-Musikgeschichte. Das Publikum ist immer ein wichtiger Faktor bei Keith Jarretts Konzerten. Er sagte, dass er das Publikum wie einen Resonanzkörper empfindet, eine gute Erklärung für die Tatsache, dass er bis heute keine Studios mag und Live-Auftritte liebt. Keith Jarrett beschwerte sich einmal in einem Interview, das er 2007 dem Spiegel gab, viele Leute hätten immer nur dieses eine Werk gehört und nichts anderes mehr. Das sei, als ob man immer dasselbe essen und sich nicht dafür interessieren würde, was es sonst noch gibt. Ich muss zugeben, dass ich „The Köln Concert“ als Jugendlicher und junger Erwachsener auch unzählige Male gehört habe, nach Erscheinen der Klaviernoten bei Schott (1991 oder 1992) auch gespielt. Es war mir einfach ein guter Freund, der mich nicht im Stich gelassen hat. DIe Aufnahme ist unter dem nachstehenden Link zu finden:

https://www.youtube.com/watch?v=bZhTwoO0Fd8

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